Am Anfang der Heilsgeschichte stand der Sündenfall der Menschen und die Verheißung des Messias: „Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir (der Schlange) und der Frau, zwischen deinem Samen und ihrem Samen: Er wird dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Verse stechen“ (1. Mose 3,15). Der Messias wird Satan den Kopf zertreten! Aber welcher Messias? Woher kommt er? Wer ist er? Was ist sein Ziel?
Am Ende der Königsherrschaft Davids gewinnen die messianischen Andeutungen zu Beginn der biblischen Heilsgeschichte zunehmend an Klarheit – der Messias kommt aus der Nachkommenschaft Davids: „Wenn deine Tage erfüllt sind und du bei deinen Vätern liegst, so will ich deinen Samen nach dir erwecken, der aus deinem Leib kommen wird, und … dein Haus und dein Königreich soll ewig Bestand haben vor deinem Angesicht; dein Thron soll auf ewig feststehen.“ Genau dies bestätigt auch der Prophet Jesaja: „Und es wird ein Zweig hervorgehen aus dem Stumpf Isais (des Vaters Davids) und ein Schössling hervorbrechen aus seinen Wurzeln … Und es wird geschehen an jenem Tag, da werden die Heidenvölker fragen nach dem Wurzelspross Isais, der als Banner für die Völker dasteht …“ (Jes 11,1.10)
Ähnlich lesen wir einige Kapitel früher: „Die Mehrung der Herrschaft und der Friede werden kein Ende haben auf dem Thron Davids und über seinem Königreich, dass er es gründe und festige mit Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit.“ (Jes 9,6) David, der Sohn Isais, bildet die Linie, aus welcher der Messias hervorkommt.
Genau dies wird bestätigt, wenn die Evangelisten Matthäus und Lukas in den Einleitungen zu ihren Evangelien Jesus als den Nachkommen aus der Dynastie Davids vorstellen.
Der Evangelist Matthäus schreibt: „So sind nun von Abraham bis zu David insgesamt vierzehn Generationen, von David bis zur Wegführung nach Babylon vierzehn Generationen und der Wegführung nach Babylon bis zu Christus (dem Gesalbten, dem Messias) vierzehn Generationen.“ (Mt 1,17)
Und der Evangelist Lukas ergänzt: „Im sechsten Monat aber wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt Galiläas mit Namen Nazareth gesandt, zu einer Jungfrau, die verlobt war mit einem Mann namens Joseph, aus dem Haus Davids …“ (Lk 1,26)
Die Zeitgenossen Jesu, die sich erwartungsvoll und oft hilfesuchend an ihn gewandt haben, sprachen ihn regelmäßig als „Sohn Davids“ oder „Davids Sohn“ an (z. B.: Mt 9,27; 12,23; 15,22; 20,30f; Mk 10,48; Lk 18,38f). Auch für Paulus ist dieser Zusammenhang von Bedeutung (Röm 1,3). Und wir Gläubigen aus der Völkerwelt tun ebenfalls gut daran, Jesus als Nachkommen Davids, als Juden, zu erkennen, zu ehren und bei seiner Wiederkunft zu erwarten.
Der Sohn Davids auf dem Thron Davids
Je näher die Zeit der Wiederkunft Jesu rückt, desto bedeutsamer wird die Tatsache, dass Jesus als „Sohn Davids“ den „Thron Davids“ in der „Stadt Davids“ (Jerusalem) einnehmen wird. Dies betont das Buch der Offenbarung, in Einklang mit vielen alttestamentlichen Propheten ausdrücklich, wenn von dem erhöhten und wiederkommenden Messias als von dem „Nachkommen Davids“ und dem „Löwen aus dem Stamme Juda“ die Rede ist:
„Das sagt der Heilige, der Wahrhaftige, der den Schlüssel Davids hat, der öffnet, sodass niemand zuschließt, und zuschließt, sodass niemand öffnet …“ (Offb 3,7)
„Und einer von den Ältesten spricht zu mir: Weine nicht! Siehe, es hat überwunden der Löwe, der aus dem Stamme Juda ist, die Wurzel Davids, um das Buch zu öffnen und seine sieben Siegel zu brechen …“ (Offb 5,5)
Und in den letzten Versen des Buches Offenbarung wird dieser Zusammenhang nochmals hervorgehoben: „Ich, Jesus, habe meinen Engel gesandt, um euch diese Dinge für die Gemeinde zu bezeugen. Ich bin die Wurzel und der Spross Davids, der leuchtende Morgenstern.“ (Offb 22,16)
Und noch zwei Passagen aus dem AT:
Im Zusammenhang mit dem Völkergericht bei der Erscheinung des Messias heißt es im Propheten Joel: „… und der Herr wird aus Zion brüllen und von Jerusalem seine Stimme hören lassen, dass Himmel und Erde zittern; aber der Herr ist eine Zuflucht für sein Volk …“ (Joel 4,16)
Ähnlich heißt es in Psalm 2 angesichts der tobenden, anti-göttlichen Völkerwelt: „Der im Himmel thront, lacht; der Herr spottet über sie. Dann wird er zu ihnen reden in seinem Zorn und sie schrecken mit seinem Grimm: ‚Ich habe meinen König eingesetzt auf Zion, meinem heiligen Berg …‘“ (Psalm 2,4-6)
Schlussfolgerungen
Warum ist die jüdische Identität Jesu insbesondere in der Endzeit so bedeutsam? Ich möchte abschließend drei Gründe nennen:
- Jesus ist Jude. Wir beten einen jüdischen Messias an. Dies gebietet fundamentalen Respekt vor dem jüdischen Volk, unserem Wurzelboden (Röm 11,17ff), unserem älteren Bruder. Zur Reinigung der „Braut“ von allen „Flecken und Runzeln“ (Eph 5,25ff) gehört deshalb zentral auch die Reinigung von allen anti-jüdischen, anti-semitischen blinden Flecken.
- Das erste Kommen Jesu war zentriert in Jesu Kreuzestod. Er kam primär als Lamm. Sein zweites Kommen hat anderen Charakter – er kommt als Löwe, als Löwe aus dem Stamme Juda. Er kommt zum Gericht über alle anti-göttlichen Mächte und Völker und als Zufluchtsort für die Seinen im Anbruch des messianischen Zeitalters.
- Die Vorbereitung seiner Wiederkunft als „Löwe von Juda“ geht Hand in Hand mit der Wiederherstellung Israels und Jerusalems, der Wiederherstellung „Zions“. Deshalb hat Anti-Zionismus in der Gemeinde Jesu nichts verloren. Im Gegenteil: Wir sind gerufen, Gottes Wiederherstellungshandeln an „Zion“ betend zu begleiten (Jes 62,6f) und aktiv zu unterstützen (Jes 40,1+62,1 u.v.m.).